Schleimbeutel, Schluckstrasse, Schwefelkohlenstoff, Schwefelwasserstoff und Schwerbehinderung

C. Sonderfälle von S

Berufskrankheiten – Übersicht A-Z

S wie Schleimbeutel

Chronische Erkrankungen der Schleimbeutel durch ständigen Druck werden durch die BK-Listen Nr. 2105 unter Versicherungsschutz gestellt. Häufigen Druckbelastungen im Bereich der Knie-, Ellenbogen- und Schultergelenke sind insbesondere Bergleute, Bodenleger und -abzieher, Fliesenleger, Straßenbauer, Steinsetzer, Reinigungspersonal, Glas- und Steinschleifer sowie Lastenträger ausgesetzt. Berufssportler wie Tennisspieler können ebenfalls betroffen sein.

Tip: Bei dieser Erkrankung dürften insbesondere die Übergangsleistungen nach § 3 II BeKV von Interesse sein. Arbeitnehmer gibt vorübergehend oder endgültig die gefährdende Tätigkeit auf. Die Berufsgenossenschaft schuldet den eintretenden Verdienstausfall bis zur Dauer von 5 Jahren nach Tätigkeitsaufgabe.

Die Leistungen nach § 3 II BeKV setzen noch nicht voraus, daß die Erkrankung chronisch ist, sofern diese nur chronisch zu werden droht.

S wie Schluckstraße (bezüglich Krebserkrankungen im Mund- und Rachenraum)

Frühere Beschäftigte aus einer Gießerei, die schädlichen Rauchen ausgesetzt waren und an einem Krebs des Mund- und Rachenraumes erkranken, müssen sich nicht selten umfangreiche Ausführungen zur sogenannten Schluckstraße anhören und daß eben die privaten Lebensgewohnheiten wie Bierkonsum usw. den Krebs im Mund- bzw. Rachenraum erklären.

Fallbeispiel: So wurden die einen Fälle aus der R.-Gießerei berufsgenossenschaftlich anerkannt, während durchaus härter exponiert gewesenen Mitarbeitern der Versicherungsschutz vorenthalten wird, wie die Betroffenen oder deren Familienangehörigen meinen.

Mit welcher Unbekümmertheit die Gutachter Zusammenhänge bei den privaten Lebensgewohnheiten konstruieren und die beruflichen Zusammenhänge hinten anstellen, erscheint schon als erstaunlich.

Tip: Wenden Sie ein, daß die berufliche Mitursächlichkeit vollauf ausreicht, wenn diese nur wesentlich ist. Mitursachen privater und beruflicher Art können einander hochschaukeln, sodaß die berufliche Ursache umso wesentlicher oder gravierender sich auswirkt.

S wie Schwefelkohlenstoff

Schwefelkohlenstoff ist eine faulig riechende, bei 46 Grad C siedende, schon bei Zimmertemperatur flüchtige, in Lipoiden lösliche Flüssigkeit. Gefahrenquellen bestehen bei seiner Herstellung und seiner Weiterverarbeitung zu Tetrachlorkohlenstoff, seiner Verwendung z.B. in der chemischen Industrie als Löse- und Extraktionsmittel, in der Viskoseindustrie, bei der Kohleveredlung sowie bei der Herstellung und Verwendung bestimmter Schädlingsbekämpfungsmittel, z.B. Wühlmausmittel. Hauptsächlich gelangt Schwefelkohlenstoff über die Atemwege in den Körper. Ein vorzeitiges Auftreten von Arteriosklerose, besonders der Hirngefäße, wurde beobachtet. Schwefelkohlenstoff ist in erster Linie ein Nervengift. Nach Langzeiteinwirkung können Polyneuropathien auftreten.

S wie Schwefelwasserstoff

Schwefelwasserstoff zählt wie Kohlenmonoxid zu den Erstickungsgasen. Die Vergiftungen können arbeitsunfallartig auftreten. Als Berufskrankheit sind sie unter der Nr. 1202 erfaßt. Schwefelwasserstoff ist ein farbloses, brennbares, im Gemisch mit Sauerstoff explosionsfähiges Gas. Schwefelwasserstoff entsteht überall dort, wo menschliche, tierische oder pflanzliche Materie in Fäulnis übergeht. Gefahrenquellen können insbesondere Brunnenschächte, Jauchegruben und Abwasserkanäle sein. Auch in Schlammböden, Faulgruben von Abdeckereien und Gerbereien, Friedhofsgrüften, in Abwässern von Zuckerfabriken, Gelatinefabriken, sowie in Kohlegruben, Gips- und Schwefelbergwerken kann Schwefelwasserstoff vorkommen. In vulkanischen Gegenden weicht Schwefelwasserstoff aus dem Boden. Das Gas bildet sich bei der Herstellung von Salz- und Schwefelsäure etc.. Außerdem tritt Schwefelwasserstoff in Hochöfen, Erdölraffinerien, in Gaswerken, Kokereien sowie insbesondere auch in der Viskoseindustrie auf. Bei Einwirkung sehr hoher Konzentration kommt es innerhalb weniger Sekunden ähnlich wie bei der Zyankalivergiftung zum Atemstillstand infolge zentraler Atemlähmung.

Fall: Eine Person steigt in einen Brunnenschacht und kommt nicht wieder heraus. Bei dem Versuch der Hilfeleistung klettern weitere Personen hinterher, die ebenfalls ersticken. Es kommt zum Massenunfall.

S wie Schwerbehinderung

Die Schwerverletzteneigenschaft ist vor allem im Fall eines Unfallrentners, also ab einer MdE von 50 %, bedeutsam, wenn dieser verstirbt, ohne daß der Tod eine Folge des Unfalls ist. Die Witwe erhält eine einmalige Beihilfe von 40 % des Jahresarbeitsverdienstes.

Hinweis: Denken Sie bei Gelegenheit eines schweren Unfalles immer daran, beim Versorgungsamt einen Schwerbehindertenausweis zu beantragen.

Erkrankungen der Sehnenscheiden
Sekundenherztod
selbstgeschaffene Gefahr

 

Unfälle am Arbeitsplatz